Radtour mit Ausschüssen und Bürgern - Lingens Stadtbaurat erläutert, wie es um die Aufstufung der Ulanenstraße steht

Lingener Tagespost - Lokales vom 24.07.2020

Von Wilfried Roggendorf

Lingen. Eine ungewöhnliche gemeinsame Sitzung haben der Verkehrsausschuss sowie der Planungs- und Bauausschuss der Stadt Lingen abgehalten: Bei einer Radtour entlang der B 213 und der Ulanenstraße, an der auch etliche Bürger teilnahmen, informierte Stadtbaurat Lothar Schreinemacher über die kritischen Punkte im Zusammenhang mit der geplanten Aufstufung der Ulanenstraße zur Bundesstraße.

Rund 50 Personen, darunter auch Vertreter der Ortsräte aus Altenlingen, Brögbern und Holthausen sowie der Bürgerinitiative Ulanenstraße, die sich für eine Verlegung der B 213 aus dem Stadtteil Damaschke einsetzt, nahmen an der Radtour teil. Diese startete in Brögbern. Erster Halt war an der B 213 im Bereich der Heinrich-Voß-Straße. Die Problematik dort machte der Zuruf an Schreinemacher „Lauter, wir verstehen nichts“ deutlich: Es ging um den von der Bundesstraße ausgehenden Verkehrslärm. „Den haben wir, wenn die Ulanenstraße aufgestuft wird, direkt von zwei Seiten“, merkte die aus Brögbern kommende Ratsdame Annette Wintermann (CDU) an. Schreinemacher erklärte, hier könne über Lärmschutzmaßnahmen nachgedacht werden.

Das Problem, aus der Sandbrinkerheidestraße auf die B 213 einzubiegen ändere sich durch eine Aufstufung der Ulanenstraße nicht, erklärte der Stadtbaurat beim nächsten Stopp. „Die Querungshilfe an dieser Stelle bleibt erhalten“, versicherte Schreinemacher. Der Knotenpunkt Einmündung Ulanenstraße/B 213 werde komplett verampelt. „Wir binden die Zufahrt zur Firma Sonac mit einer Bedarfsampel ein“, kündigte der Stadtbaurat an. Er verneinte die Frage von Wintermann, ob es dadurch zu einem Rückstau auf der B 213 kommen könnte. „Die Firma wird im Schnitt von zehn Lkw pro Stunde angefahren. Das ist kein Mengenproblem“, sagte Schreinemacher. Einen Kreisverkehr anstelle des Knotenpunktes, dieser wurde von Robert Koop (Bürgernahe) angeregt, lehnte Schreinemacher ab: „Außerorts ist ein Kreisverkehr sehr problematisch für Radfahrer.“

Schreinemacher: Verkehre nicht auf Wirtschaftswege lenken

An der Einmündung des Jagdweges auf die Ulanenstraße erklärte der Stadtbaurat, dass eine gesicherte Querung für Radfahrer durch die vorhandene Ampel möglich sei. Eine im Ortsrat Brögbern angeregte Verbreiterung des Jagdweges lehnte Schreinemacher ab: „Wir wollen die Verkehre nicht auf die Wirtschaftswege verlegen.“ Allerdings diskutiere die Verwaltung die Möglichkeit, den Jagdweg im Kreuzungsbereich zu verbreitern. Dadurch werde es möglich, das gleichzeitig jeweils ein Fahrzeug aus diesem heraus und in diesen herein fahren könne.

Der Radweg entlang der Ulanenstraße endet vor den Brücken über die Umgehung und die Bahnstrecke. „Für Radfahrer gibt es Alternativrouten“, sagte Schreinemacher. Statisch sei es nicht möglich, einen Radweg an die Brücken anzubauen. „Zwei neue Brücken würden rund zwei Millionen Euro kosten“, erklärte der Stadtbaurat. Dies könne die Stadt finanziell nicht abbilden. „Die Alternativrouten, beispielsweise nördlich über die Straße Im Brooke nach Neu-Holthausen, seien teils nur etwas länger. „Rechtfertigt das zwei Millionen?“, fragte der Stadtbaurat. Die Frage des Holthausener Ortsbürgermeister Uwe Dietrich, ob bei einer Aufstufung der Ulanenstraße zur Bundesstraße die Brücken für Radfahrer komplett gesperrt würden, beantworte Klaus Haberland von der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr: „Von Seiten des Bundes nicht.“

Vier Wünsche aus Altenlingen

Günter Reppien (CDU) erklärte, die Altenlingener CDU-Ortsratsfraktion halte Aufstufung der Ulanenstraße nicht ab, habe aber vier Wünsche. Weiterführung des Fahrradweges, Sanierung der Straße Im Brooke, Optimierung der Kreuzung Waldstraße/Im Brooke/Forstweg und ein Tempolimit auf dem Forstweg von der Kreuzung bis zum Ortseingang Altenlingen. Derzeit darf dort 100 km/h gefahren werden.

Der in Damaschke wohnende FDP-Ratsherr Jens Beeck zog ein Resümee:

„Ich habe noch nichts gehört, was auch nur annährend vergleichbar ist mit der Situation in Damaschke. Dort herrscht die grausamste Verkehrssituation in der ganzen Stadt.“

SPD-Ratsdame Edeltraut Graeßner konnte die ablehnende Haltung der Ortsräte von Brögbern, Holthausen und Altenlingen zur Aufstufung der Ulanenstraße nicht verstehen. Es wäre klar gewesen, dass nicht alle dadurch eine Entlastung bekommen würden. „Das jetzt abzulehnen, finde ich nicht solidarisch mit Damaschke:“ Dem entgegnete Christian Fühner (CDU), es sei das gute Recht der Ortsräte, sich zu äußern. „Es gibt Punkte, die beraten und berücksichtigt werden müssen“, sagte der Christdemokrat.

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Kommentar von Wilfried Roggendorf:

KEIN ZUSAMMENHANG MIT DER ULANENSTRAßE

Politik hat bei Verkehrsproblemen im Lingener Norden Hausaufgaben nicht gemacht

Lingen. Die Wünsche, die CDU-Ratsherr Günter Reppien aus Altenlingen geäußert hat, machen deutlich: Es gibt durchaus diskussionswürdige Punkte zum Thema Verkehr im nördlichen Bereich der Stadt Lingen.

Aber welchen Zusammenhang gibt es zwischen dem derzeit erlaubten Tempo auf dem Forstweg und der Aufstufung der Ulanenstraße zur Bundesstraße? Was haben die Kreuzung Waldstraße/Im Brooke/Forstweg und der Zustand der Straße Im Brooke damit zu tun? Nichts! 

Alle diese Probleme sind seit Jahren bekannt und hätten längst diskutiert und gelöst werden können. Die CDU hätte es mit ihren Mehrheiten in den Ortsräten und städtischen Gremien doch selbst in der Hand gehabt, diese Punkte viel früher anzugehen. Die Politik hat in dieser Hinsicht ihre Hausaufgaben nicht gemacht.

Dieses Versäumnis jetzt in einen Zusammenhang mit den Planungen für die Ulanenstraße zu bringen, sorgt zu Recht für Verärgerung bei den Bürgern aus Damaschke.